Mittwoch, 28. März 2007

Der Abschied von Bangalore naht...

Die letzten Wochen war ich immer auf irgendwelchen Farewell-Parties (Abschiedsparty) oder Dinner eingeladen. Nun gut, man verabschiedet einzelne Personen, die ihren Heimflug nach meist Deutschland antreten.

Man denkt an die gemeinsam erlebten Dinge, Sprüche und die Zeit, die man zusammen hier erlebt hat.

Schlimm ist, dass jetzt die Leute gebündelt zu mir kommen, um sich von mir zu verabschieden. Schon traurig, denn irgendwie sind sie doch einem ans Herz gewachsen.

So hoffe ich, dass wir es trotz Studium und Arbeit schaffen, den Kontakt zu halten.

Ist es schon Zeit für ein Fazit? Was habe ich mitnehmen können?

Zumindest mal weniger Gewicht ;-). Aber mal im Ernst. Ich konnte mein Englisch ziemlich verbessern. An der Uni haben wir schon sehr guten Unterricht, was ich dort aber vermisse, ist die Fähigkeit über private Dinge zu reden. Im Business- und IT-bezogenen English hatte ich nie Probleme. Sobald mich aber Inder nach meinem Privatleben gefragt haben, gingen mir mit schöner Regelmäßigkeit die Worte aus. Meine Empfehlung daher - trefft Euch öfters mit Native-Speakern oder bei uns an der Uni gibt es so eine Art Stammtisch, wo nur Englisch gesprochen wird.

Fachlich - ich habe gelernt, wie man Geschäftsprozesse analysiert und daraus Arbeitsanweisungen ableitet. Konnte auch Mitarbeiter schulen und die Ausführung überwachen. Ich habe sehr viel im Bereich Führung lernen können, sowohl positiv als auch negativ. Neu war für mich, dass auch Führungskräfte Motivationsprobleme haben können. Zudem weiß ich jetzt noch stärker, als bisher, dass ich den richtigen Studiengang für mich gewählt habe und ich meinen Weg in Richtung Consulting und Prüfung einschlagen möchte.

Ich brauche die Herausforderung, ständig neue Probleme zu analysieren, bewerten und dann daraus eine Strategie ableiten zu können.

Privat - Indien ist sehr spirituell, viele kommen hier her, um sich selbst zu finden. Da ich mich nicht verloren habe, gab es da nicht so viel zu tun. Aber ich hatte doch Zeit, um über mich nachzudenken und habe mich in Teilen auch verändert. Man lernt, auch mit wenig auszukommen und sich mit dem zufrieden zu geben, was man hat. Man lernt, dass manche Dinge einfach ihre Zeit brauchen und man nichts erzwingen kann, oder man bekommt nur fehlerhafte minderwertige Ergebnisse. Man lernt, wie schön Deutschland ist, was es bedeutet, 24h am Tag Strom zu haben, saubere Luft atmen zu können, dass wir ein perfektes wenn auch auf Dauer unbezahlbares Sozialversicherungssystem haben. Dass man 200 km in zwei Stunden zurücklegen kann und nicht, wie hier, mindestens vier benötigt und dabei den Staub, Öl und Ruß einer ganzen Sondermüll-Deponie auf Lunge inhaliert. Es gibt so viele Dinge...

Würde ich es noch mal machen? Definitiv ja. Es war eine interessante Zeit, ich habe viel erlebt und gesehen, einiges gelernt. Ich bin froh, diese Gelegenheit gehabt zu haben.

Wie geht es weiter? Zunächst werde ich mein Studium beenden. Es stehen noch zwei Semester inkl. Bachelor-Thesis (Abschlußarbeit) aus. Und danach? Meine Stellensuche wird sich nicht auf Deutschland beschränken. Es gibt so viele interessante Stellenangebote und Länder. Insofern wäre es besser gewesen, dieses Praktikum nach dem Studium zu machen.

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